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Berufsorientierung
„Sag es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich, und ich werde es verstehen“
Lao Tse
Ausgangssituation
Meist bleiben Flüchtlinge nach Asylgewährung im Regelfall in der Region, in der sie auch während des Asylverfahrens wohnten. Erschwert wird Integration durch Arbeitslosigkeit und fehlende berufsvorbereitende Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Die erzwungene Untätigkeit während des Asylverfahrens ist – auch lange nach Genehmigung des Asylantrages – eine psychische und soziale Belastung für die Flüchtlinge.
Die Flüchtlinge sind demotiviert, die persönlichen und beruflichen Ressourcen verkümmern rasch. Dies wirkt als Hindernis weit über den engeren Bereich der Integration am Arbeitsmarkt hinaus und verhindert einen ganzheitlichen Integrationsprozess. Die nachträgliche Reaktivierung der Ressourcen erweist sich als zeitlich und methodisch aufwändig.
Was wollen wir
Das Grundversorgungsgesetz – Bund 2005 (GVG-B 2005) bietet die Möglichkeit, Asylbewerberinnen und Asylbewerber zu gemeinnützigen Hilfstätigkeiten für Bund, Land oder Gemeinde heranzuziehen. Diese Möglichkeit nutzen wir mit dem Projekt „Berufsorientierung“ in Salzburg.
Ziele des Projektes:
- Erleichterung der Integration von Asylbewerberinnen und von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt im Falle des Vorliegens der rechtlichen Voraussetzungen für eine unselbständige Erwerbstätigkeit
- Erhöhung der Chancen und der Flexibilität von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern am Arbeitsmarkt
- Gezielte Ermutigung der Zielgruppe zum Einstieg in den Arbeitsmarkt
Was machen wir
Wir führen das Projekt „Berufsorientierung“ mit 90 Asylbewerberinnen und Asylbewerbern modellhaft an drei Standorten durch:
- Lungau: Hier gibt es organisierte Unterkünfte in den Gemeinden Ramingstein und St. Michael. Der Regionalverband Lungau ist als strategischer Partner im Projekt beteiligt und unterstützt die Durchführung des Projektes.
- Pinzgau: Im Oberpinzgau befinden sich organisierte Quartiere in den Gemeinden Neukirchen, Mittersill und Zell am See. Die Gemeinden Mittersill und Neukirchen haben ihr Interesse an der Durchführung des Projektes bekundet. Daher ist der Regionalverband Oberpinzgau als strategischer Partner dem Projekt beigetreten. Dies ermöglicht auch gemeindeübergreifende Zusammenarbeit.
- Tennengau: Hier befinden sich in Hallein und Puch organisierte Quartiere. Die Gemeinde Puch hat bereits die Mitarbeit am Projekt zugesagt. Die Stadt Hallein wünscht ebenfalls Unterstützung bei der gemeinnützigen Beschäftigung im kommunalen Bereich.
In der Vorbereitungsphase schaffen wir mit den Gemeinden ein „Commitment“, in dem die gemeinsame Erarbeitung von Beschäftigungsmöglichkeiten und die Form der Beteiligung der Gemeinde am Projekt festgelegt werden. Die Angebote gemeinnütziger Beschäftigung entwickeln wir gemeinsam mit den Standortgemeinden. Hauptaugenmerk legen wir dabei auf tatsächlichen lokalen Bedarf und bestehende Nachfrage.
Die Auswahl der teilnehmenden Personen erfolgt aufbauend auf das Projekt Spracherwerb in Zusammenarbeit mit bestehenden Strukturen der Flüchtlingsbetreuung. Die Ermutigung besonders von Frauen an diesem Projekt teilzunehmen, erfordert einen sensiblen Umgang mit den Herkunftskulturen und den jeweiligen Sozialisationsprozessen der Frauen.
Geplante Beschäftigungsbereiche:
- Betreuung kommunaler Grünflächen und Außenanlagen
- Hilfs- und Assistenzdienste im Bereich der sozialen Aufgaben einer Gemeinde (Kindergärten, Schulen, Seniorenheime, Krankenhäuser, Jugendarbeit ...)
- Unterstützung für gemeinnützige Vereine, Bildungsveranstaltungen, Kirchengemeinden, Kulturinitiativen im Auftrag der Gemeinde
- Radwegenetz-, Spielplatz-, Naturlehrpfad-, Loipen-, Fitnessparcoursbetreuungen
- Recyclinghof, Wirtschaftshof, Entsorgung
- Gemeinnütziger Dienstleistungsservice (Radreparaturen, Nähservice, etc.)
Die teilnehmenden Personen erhalten eine Aufwandsentschädigung in monetärer Form und/oder in Form eines „Credit systems“ (z.B. Gutscheine). Ein besonderes Augenmerk legen wir darauf, Beschäftigungsmöglichkeiten für Männer und Frauen zu schaffen.
Begleitende Lernwerkstätten fördern die Qualifizierung, unterstützen die berufliche Orientierung der Asylbewerberinnen und Asylbewerber und ermöglichen ihnen den Einstieg in die gemeinnützige Beschäftigung. Sowohl bei der Auswahl der Inhalte der Lernwerkstätten wie auch bei der Durchführung berücksichtigen wir geschlechtsspezifische Erfordernisse.
Inhalte der Lernwerkstätten:
- Werkzeug- und Gerätekunde
- Werkstätteneinrichtung, Arbeitsplatzgestaltung, Ergonomie
- Betriebswirtschaftliche Grundlagenkenntnisse
- Handwerkliche Kenntnisse
- Selbstorganisation, Berufsbilder
- Rechtliche Kenntnisse (von StVO bis arbeitsrechtliche Bestimmungen)
- Erste Hilfe
Zusätzlich bieten wir Sprachkurse zum berufsorientierten Spracherwerb an. Damit vermitteln wir die notwendige Sprachkompetenz für die möglichen Arbeitsbereiche.
In einem begleitenden individuellen Coaching erstellen die teilnehmenden Personen zusammen mit den Coaches eine Bilanz ihrer bisherigen beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse und überprüfen ihre Erwartungen an den österreichischen Arbeitsmarkt.
Das Coaching dient dabei:
- zur beruflichen Orientierung für einen qualifizierten und interessengeleiteten Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt nach Vorliegen der rechtlichen Voraussetzungen
- zur prozessorientierten Erarbeitung individueller Lern- und Lebensziele
- zur Reflexion und Aufarbeitung von Blockaden und Hemmnissen in der biographischen und beruflichen Entwicklung
- zur Stärkung der Motivation und Handlungskompetenz
Weshalb tun wir das
Die Beschäftigung im kommunalen Bereich vermittelt ein Bild von „nützlichen Mitgliedern“ in der Gemeinde anstelle von bloßen Konsumenten von Sozialleistungen. Damit wird die Akzeptanz im lokalen Umfeld gefördert und die Integration erleichtert. Das bei den Asylbewerberinnen und Asylbewerbern und das in den Gemeinden vorhandene fachliche Know-how werden hier in Zusammenhang gebracht und in Lernwerkstätten weiterentwickelt.
Ergebnisse des Projektes
Für die Teilnahme an allen angebotenen Maßnahmen und die darin erworbenen Kenntnisse erhalten die Asylbewerberinnen und Asylbewerber Bestätigungen und/oder Zertifikate. Dadurch können sie belegen, dass sie aktiv in Beschäftigung standen und eine persönliche und berufliche Entwicklung stattgefunden hat.
Projektleitung und Kontakt:
Gerhard Eggerth
FluEqual-Caritas Salzburg, Lasserstraße 17, 5020 Salzburg
Tel: +43-662-90 88 20 - 30
gerhard.eggerth@caritas-salzburg.at
Zusätzliche Informationen::
Informationsmaterialien und Dokumente finden Sie im Downloadbereich dieser Website.
Gemeinnützige Beschäftigung in Salzburger Gemeinden, 276 KB Berufsorientierung: "Persönliches Portfolio zur Kompetenzbilanz, 96 KB
Berufsorientierung: Kompetenzbilanz für AsylwerberInnen, 5,3 MB